11.
Hitchcock hat das einmal treffend gesagt: Alle Schauspieler sind Rindviecher. Dieses Wissen hatte auch Ara Sagarian in seiner einundfünfzigjährigen Berufslaufbahn im Umgang mit dieser Spezies geholfen: einer hysterischen Claudette Colbert, einer tobenden Joan Crawford, auch bei Sean Penn mit seinen Wutanfällen. Sys Schauspielkunden war eines gemeinsam. Sie wollten alle das haben, was sie nicht bekommen konnten.
Ein glänzendes Beispiel dafür war Lila Kyle. In jedem Laden des Landes hingen Poster von ihr, von den Titelseiten der Illustrierten ganz zu schweigen. Es gab Warenladungen von Buchmaterial über sie. Eine ganze Abteilung von Aras Agentur beschäftigte sich ausschließlich mit Lilas Autogrammwünschen. Sie wurde national und international um Interviews gebeten und hatte sogar eine Einladung ins Weiße Haus erhalten. Aber sie wollte die Hauptrolle in April Irons Neuverfilmung Birth of a Star. Und die konnte sie nicht haben. Sie alle bekamen eben nie genug. Ara war der ewigen Forderungen überdrüssig.
Er setzte sich auf sein weichgepolstertes Sofa im Büro und drückte die Tasten der Sprechanlage auf dem Couchtisch. »Stellen Sie sie durch, Miss Bradley«, bat er und lehnte sich seufzend zurück. »Lila, meine Liebe, wie geht es Ihnen?«
»Haben Sie sie gesprochen?« keifte Lila. Sie verzichtete seit geraumer Zeit bei ihren Telefongesprächen auf Höflichkeit. In der vergangenen Woche hatte Lila mehrmals täglich bei Ara angerufen, stets nur von dem einen Thema beherrscht: die Neuverfilmung.
»Sie ist in New York, Lila. Das habe ich Ihnen gesagt. Wenn sie zurückkommt, wird sie mich anrufen. Sie können sich beruhigen, mein Kind.«
»Ich bin nicht Ihr Kind«, fauchte Lila. »Rufen Sie sie in New York an. Ich verstehe nicht, warum sie Sie nicht zurückgerufen hat. Schließlich gibt es dort auch Telefone. Weiß sie nicht, wer Sie sind, Ara? Vielleicht hat sie gar nicht... «
Will Lila mir jetzt das Telefonspiel beibringen? Das habe ich perfekt im Griff, dachte Ara gereizt. Er konnte und wollte nichts mehr von dieser Tirade hören. »Lila, Schatz, April wird heute nachmittag im Büro erwartet. Wenn sie mich nicht bis drei Uhr angerufen hat, werde ich sie zurückrufen. Seien Sie so lieb und beschäftigen Sie sich bis dahin. Ich rufe Sie an. Denken Sie statt dessen über den Ricky-Dunn-Film nach. Das wäre entschieden besser.«
»Bremsen Sie mich da absichtlich aus, Ara? Es ist mir scheißegal, welchen Film Sie für mich richtig finden und welchen nicht. Ich möchte mit April Irons sprechen, und ich möchte die Rolle.«
Ara sah es förmlich vor sich, wie Lila die Worte durch zusammengebissene Zähne sagte. Erstaunlich fand er, daß bei ihr der Zahnschmelz nicht schon abbröckelte. Er schüttelte den Kopf.
Natürlich wußte Ara, worauf es Lila abgesehen hatte. Sie gedachte all das zu bekommen, was ihre Mutter gehabt hatte. Ihn, Ara, eingeschlossen. »Wir unterhalten uns nach drei«, sagte er so behutsam wie möglich, entschieden sanfter als ihm zumute war, und beendete das Gespräch.
Trotz Lilas Verzweiflung oder vielleicht gerade deswegen mußte Ara lächeln. Das erinnerte ihn alles an den ältesten Witz in Hollywood: Das Starlet bettelt und winselt erfolglos um eine Rolle. Am Ende verspricht sie dem herzlosen Agenten, wenn er ihr nur einen Vorsprechtermin vermitteln würde, würde sie seinen Schwanz in den Mund nehmen und so lange daran lutschen wie sie könnte. »Und was habe ich davon?« fragte der Agent. Ara mußte lachen.
Doch an sich war die Sache mit Lila absolut kein Witz. Lila besaß keine Spur von schauspielerischer Begabung. Das mußte sie wissen. Das war nicht schlimm, nicht einmal nötig. Lila war schön, das stand außer Zweifel. Außerdem verstand sie es, Aufmerksamkeit zu erregen. Sie besaß dieses unbeschreibliche Etwas, das die Menschen bewog, sich ihr zuzuwenden und sie zu beachten. Wie Elizabeth Taylor.
Leider kannten sie alle ihre Grenzen nicht.
Kurz darauf meldete Miss Bradley den Anruf von Miss Irons. Ara lag noch immer auf dem Sofa. Er kam nach der Begrüßung gleich zur Sache. »April, ich würde mich heute gern mit Ihnen unterhalten. Sie wissen, warum ich Sie angerufen habe. Das steht in meinem Fax. Es geht um Birth of a Star und Lila Kyle.« Ara machte eine Pause und tupfte seine Mundwinkel mit dem Taschentuch ab. Er mußte das in letzter Zeit sehr viel seltener tun.
»Tut mir leid, Ara. Das sage ich nur ungern. Aber die Rolle ist praktisch besetzt. Wir machen jetzt Probeaufnahmen mit dem Mädchen. Was ich bisher davon gesehen habe, überzeugt mich. Sam Shields will sie jedenfalls unter allen Umständen haben.« Ara hörte das Bedauern in Aprils Stimme. Warum auch nicht? Er hatte ihr auf dem Weg nach oben immer wieder unauffällig geholfen. Es gab keinen Grund, April zu mißtrauen.
Nun, es bestand noch Hoffnung. Praktisch besetzt. Das klang noch nicht endgültig. »Das bringt mich in große Verlegenheit, April. Offenbar ist Miss Kyle davon überzeugt, daß sie sich nur mit Ihnen treffen muß. Dann würden Sie ihr die Rolle sofort anbieten. Sie hält sich für die Idealbesetzung. Das mag sogar sein, da ihre Mutter ja den Originalfilm gedreht hat.« Er wischte wieder an seinem Mund herum. Doch eher aus Gewohnheit denn aus Notwendigkeit. »Wen habt ihr denn ausgesucht?«
»Ihre Kollegin, Ara. Jahne Moore. Die andere aus Three für the Road.«
Ara stöhnte lautlos. »Und wen habt ihr für die Rolle von James Mason?«
»Wahrscheinlich wird Michael McLain unterzeichnen.«
»Verstehe. Ihr nehmt einen Star auf dem Abstieg und einen auf dem Weg nach oben. Nicht schlecht. Nach außen sieht das so aus, als hättet ihr zwei Stars. Stimmt's, April? Doch bezahlen braucht ihr nur die Hälfte für beide.«
»Hoffentlich«, gab sie amüsiert zu.
»Warum nehmen Sie dann nicht Lila, wenn Sie schon auf eine Unbekannte setzen? Was spielt es für eine Rolle, wie die Unbekannte heißt? Schon allein der Publicitygag, daß Lila, die Tochter des letzten Stars in diesem Film die Hauptrolle spielt, müßte doch die Kassen klingeln lassen.«
»Hören Sie zu, Ara, mein Lieber. Ich möchte einen guten Film machen, keinen Kitsch. Angeblich, so heißt es jedenfalls, kann Jahne Moore wirklich gut spielen. Wir brauchen keine Persönlichkeit, wir brauchen eine Schauspielerin.«
Ara seufzte. »Sie haben völlig recht. Aber könnten Sie mir wenigstens einen Gefallen tun und mit Lila sprechen, als ob sie für die Rolle in Betracht käme? Sie hat sich so in den Gedanken verrannt, daß ich ihr nicht klarmachen kann, wie wenig sie für die Rolle geeignet ist. Ich muß sie umpolen. Aber auf mich hört sie nicht.« Ara haßte es, so zu argumentieren. Doch er war schlicht erschöpft. Wenn er Lila mit dem Produzenten zusammenbrachte und der sie ablehnte, war der Produzent der Sündenbock. Ara bemühte sich im allgemeinen, die Schauspieler, die er unter Vertrag hatte, vor einer Ablehnung, die immer eine Enttäuschung bedeutete, zu bewahren. Doch Lila ließ sich nicht bremsen. Vielleicht brauchte sie einen Dämpfer.
April war nicht dumm. Sie kannte sich in dem Spiel aus. »Bringen Sie, mich bitte nicht in diese Lage, Ara. Es macht mir nichts aus, die Böse zu spielen. Aber ich stecke momentan bis zur Halskrause in der Scheiße.«
»Um alter Zeiten willen, April! Erinnern Sie sich noch, wie ich Sie damals aus der Stallone-Sache herausgeboxt habe?«
»Ich geb's auf, Sie alter Halunke.« April lachte. »Geben Sie mir schon die verdammte Telefonnummer.«
Ara Sagarian war nicht der einzige Agent in Hollywood, der eine schlechte Woche erlebte. Auch Sy Ortis ging es nicht gut. Michael McLain war ein Stachel in Sys Fleisch. Momentan saß Sy Michael in einem Restaurant gegenüber. Das Essen schmeckte köstlich.
Michael ließ sich dennoch nicht von seinem Thema abbringen. »Erzählen Sie mir nichts von Ricky Dunn. Herrgott, Sy, auf wessen Seite stehen Sie eigentlich? Sie arbeiten doch für mich, oder? Also vergessen Sie Ricky Dunn und seinen Dreck. Verstanden? Sie können ihn jedenfalls solange vergessen, wie ich nicht vor ihm rangiere. Comprende amigo?«
Sy wußte nicht weiter. Denn sie redeten nicht zum erstenmal über Michaels Forderungen. Es wurde schon zu einem Ritual. Sooft Sy ihm ein neues Drehbuch gab, ihn bat es durchzulesen und darüber zu schlafen, sooft lehnte Michael ab. Er überhörte Sys Überredungskünste geflissentlich. Danach folgte die übliche Streiterei.
Normalerweise prallte das an Sy ab. Doch nicht mehr. Er schwamm auf einer Erfolgwelle. Seine Gesellschaften fuhren Supergewinne ein, mehr, als er als Agent der Stars verdienen konnte. Dazu kamen noch die zahllosen »Bargeschenke«, die an der Steuer vorbeigingen. Sy erhielt sie von Firmen für Werbespots, die vor den Film eingeblendet wurden oder für die Erlaubnis, bestimmte Waren mit dem Namen der Stars zu koppeln und damit anzupreisen. Sy war gut gefahren, indem er seine Bodega behielt. Den Pfennig mußte er nicht mehr umdrehen. Eben sowenig war er auf Michael angewiesen. Sy hatte einen ganzen Stall voller Goldesel. Aus den beiden Mädchen, die er für Three for the Road unter Vertrag hatte, würde er sich einen zweiten zulegen können. Nebenher bescherte ihm das alles viel Unabhängigkeit.
»Nachdem das erledigt ist, laß uns die guten Nachrichten besprechen. Ich erwäge ernsthaft, die Rolle in Birth of a Star anzunehmen. Das könnte eine neue Antriebsfeder für mich werden. Die Irons finanziert das. Sie hat da einen jungen Regisseur an der Hand. Das wird also gut werden.«
Was war eigentlich mit diesem Film los? Erst Jahne Moore, dann Michael. Wollte April ihm, Sy, mit dieser Aktion eins auswischen? Wußte Michael eigentlich, daß Jahne daran Interesse gezeigt hatte? »Ist das Ihr endgültiger Entschluß?« fragte Sy. »Egal, was ich davon halte, wollen Sie das machen? Das überrascht mich.«
»Was überrascht Sie?«
»Daß Sie ein Drückeberger sind.«
»Wieso denn das? Wovon sprechen Sie überhaupt?«
»Über unsere kleine Wette. Daß Sie mit allen drei Mädchen von Three for the Road schlafen würden.«
»Na und?« Michael legte eine Pause ein. Er wußte, daß er nicht geradeheraus lügen durfte. Das wäre zu gefährlich gewesen. Die Wahrheit wollte er auch nicht zugeben, denn es war ihm ja bisher nicht gelungen, Lila festzunageln. Noch nicht. Als er versuchte, sie zu küssen, hatte sie nur gelacht. Er erinnerte sich nur ungern daran, wie ihr schönes Gesicht sich erst ungläubig, dann angeekelt von ihm abgewandt hatte. Nein, darüber gedachte er nicht mit Sy Ortis zu sprechen.
»Wie weit sind Sie denn mit ihnen gekommen?« bohrte Sy.
»Wollen Sie Bilder sehen?«
Sy nickte. Michael zog ein Polaroidfoto aus der Tasche. Sy griff sofort danach.
»Mein Gott! « Er hatte einen Schnappschuss von Sharleen in der Hand. Michael legte nun weitere Fotos auf den Tisch. Sy wühlte aufgeregt darin herum. Irgendwie fand Michael Sys Neugier abstoßend. Vielleicht kam Sy in dieser Hinsicht zu kurz. Michael wußte, daß er irgendwo eine Mexikanerin hatte, mit der er sich aber nie in der Öffentlichkeit zeigte. Jetzt lächelte Sy. »Und was ist mit Jahne Moore?«
»Sie verschaffen mir die Erstnennung, okay?«
»Okay.« Sy atmete schneller. Der Gedanke, daß die hochnäsige Jahne endlich von ihrem Podest gestoßen wurde, gefiel ihm ungemein.
»Bei der habe ich keine Fotos, aber ein Videoband.«
»Ein Video?« Sy lachte laut. »Das muß ich sehen.«
»Ich habe nachgedacht, Sy. An sich fühle ich mich, als hätte ich einem Kind seinen Lutscher gestohlen. Irgendwie ist es unfein, zu flirten und dann darüber zu sprechen.«
»Quatsch. Haben Sie Lila Kyle auch rumgekriegt?« Michael beschloß, Sy durch einen Witz abzulenken. Doch der schmutzige, der ihm einfiel, eignete sich nicht.
Sy wiederholte seine Frage.
»Vergessen Sie es, Sy.«
»Also haben Sie nicht mit ihr geschlafen. Glauben Sie, Marty hatte Erfolg?«
»Ich sagte nicht, ob ich mit ihr geschlafen habe oder nicht. Ich sagte nur, daß ich darüber nicht sprechen will. Ich finde, wir sollten die Wette fallenlassen.«
Sy musterte ihn kühl. Michael versuchte den Moralischen herauszukehren. Er hatte schon einmal eine solche Rolle in einem Film gespielt. Plötzlich lachte Sy. Es klang wie das Bellen einer Hyäne.
»Nicht schlecht Mike. Einen Augenblick lang dachte ich, Sie hätten sich vielleicht in sie verknallt. Wie Marty. Doch das haben Sie nicht. Und gefickt haben Sie sie auch nicht. Also verschonen Sie mich mit Ihren frommen Sprüchen. Ich frage mich nur, was mit dieser Hexe los ist«, murmelte er wie im Selbstgespräch. »Ist sie von Beruf Jungfrau oder was? Ist sie etwa so schlau, daß sie glaubt, die Unnahbare spielen zu müssen? Ich würde es noch verstehen, daß sie Ihnen oder Marty einen Korb gibt, wenn sie auf Brad Dillon oder Ricky Dunn abführe oder sonst einen jungen Kerl. Aber das haben wir überprüft. Da ist nichts. Marty ist völlig verschossen in sie. Der dreht ihretwegen demnächst noch durch.« Sy seufzte wieder. »Was Ricky Dunn, anlangt, glaube ich, daß Sie es mir schulden, sich mit ihm zumindest zu treffen, Michael. «
»Sy, ich sagte, daß ich mich von der Wette zurückziehen will.«
»Das geht nicht, weil Sie die Wette schon verloren haben. Sie haben behauptet, Sie könnten es mit allen dreien von der Serie machen, andernfalls würden Sie von Ihrer Forderung zurücktreten. Sie können nicht mit mir Schlitten fahren, Michael. Dafür bin ich zu ausgeschlafen. Allmählich scheinen Sie nachzulassen. Es wird Zeit für Sie, sesshaft zu werden.«
Das wurde Michael zuviel. »Ich habe sie alle drei gehabt«, zischte er. »Ich schicke Ihnen das Video und die anderen Aufnahmen. Jetzt schulden Sie mir etwas. Das wissen Sie, Sy. Mein Name über dem Titel.«
Sy kehrte aufgebracht und total genervt in sein Büro zurück. Wenn es stimmte, was Michael sagte, mußte er Ricky Dunn herumkriegen. Und er glaubte nicht, daß er das schaffen konnte. Sy griff nach seinem Spray. Wenn er das jetzt nicht ins reine brachte, verlor er sein Gesicht. Er war Dunns Agent, doch Dunn war nicht dumm. Warum sollte er darauf verzichten, an erster und einziger Stelle genannt zu werden? Welche Argumente hatte Sy, um ihn zu überzeugen?
Wie stets, wenn Sy genervt war, überlegte er sich, wie er seine Einnahmen hochschrauben konnte. Immerhin bedeutete Geld auch Macht. Er mußte noch einen Weg finden, um aus diesen Kunden mehr Geld zu quetschen. Zwei der begehrtesten Stars auf dem Markt zappelten an seiner Angel. Doch wenn man von den zusätzlichen Honoraren absah, die er Flanders Cosmetics abgetrotzt hatte, war das eigentlich alles gewesen. Er konnte nicht damit rechnen, Jahne Moore für weitere Werbeaufträge zu gewinnen. Zwar hatte sie sich entschlossen, einen Filmtest für Birth of a Star zu machen. Doch das brachte Sy keine großen Einnahmen. April drückte die Honorare, und auch wenn sie etwas höher ging als sonst, brachten Neuverfilmungen nie einen Profit.
Blieb nur Sharleen Smith. Zumindest war sie pflegeleicht. Er mußte ihr unbedingt einen Plattenvertrag aufzwingen. Hal King drängte ohnehin schon. Ihr Gesicht auf dem Cover würde allein für den Verkauf einer halben Million Platten gut sein. Sie konnte zwar nicht singen, aber was schadete das? Hal King hatte Sy siebzigtausend Dollar bar auf die Hand versprochen, wenn Sy das Mädchen im Studio ablieferte. Sy griff nach dem Telefonhörer.
Sy hatte schon zwanzig mal mit Sharleen darüber gesprochen. Diesmal wollte er sich nicht abwimmeln lassen. Er wartete ungeduldig, bis das Telefon abgenommen wurde. »Hallo, Dean. Ich möchte mit Sharleen sprechen.« Der Typ war noch langsamer als Sharleen. Sy wußte nicht, ob er ihr Freund oder ihr Mann war. Glücklicherweise hielt sie ihn von den Studios fern. Wahrscheinlich paßten die beiden hervorragend zusammen.
»Hallo Sharleen! Ortis hier. Tut mir leid, daß ich Sie stören muß, aber ich möchte gern Ihr Okay zu der Plattenaufnahme haben.«
»Nun ja, ich...«
»Was halten Sie davon, wenn ich im Studio anrufe und einen Termin für übermorgen ausmache?«
»Schon in zwei Tagen? Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, Mr. Ortis. Ich habe doch noch gar nicht genug Unterricht gehabt und so.«
»Ich weiß, daß Sie Ihre Sache gutmachen werden. Sie sind ja auch beim Fernsehen große Klasse. Das schaffen Sie auch bei den Plattenaufnahmen.«
»Ich glaube nicht... «
Sy suchte auf seinem Schreibtisch verzweifelt nach seinem Spray. Er würgte einmal. Dann hatte er es gefunden.
»Fehlt Ihnen etwas, Mr. Ortis? Bitte, ich möchte Sie nicht aufregen. Ehrlich nicht. Wenn Sie echt glauben, daß es was taugt, kann ich es vielleicht machen. Ich bin nur ewig so müde... «
Sy atmete tief das Spray ein. Dann spürte er die Erleichterung. Zu der hatte auch Sharleens Antwort beigetragen. »Gut, Sharleen. Sie werden es mir eines Tages danken.«
Nach dem Gespräch legte er zufrieden die Füße auf den Schreibtisch. Damit hatte er die siebzig Riesen eingesackt. Er lächelte. Madre de Dios, wenn ich immer nur einen Asthmaanfall bekommen muß, um einen Kunden zum Nachgeben zu bewegen, sollte ich das auch mal bei Michael McLain versuchen.